Kurz mal weg . . .

Kurz mal weg . . .


...für höchstens drei bis vier Tage, sagte ich meiner Familie, denn schon aus Konstrukteursneugier und Abenteuerlust war ich gezwungen, es im Straßenverkehr auszuprobieren. Zelt, Schlafsack und Kochgeschirr waren eingepackt, meine Kinder sicherlich sehr dankbar, dass sie meine Abfahrt schon morgens um fünf dokumentieren durften und dann ging es los.
Anderthalb Stunden später, war ich dann auch schon wieder zu Hause - Bruch in der Lenksäule!! Unbeeindruckt, humorvoll und flexibel atmete ich also erneut die Luft meiner Werkstatt ein, wobei ich glaube, dieses Trauma bis heute nicht verarbeitet zu haben, denn ich kontrolliere ständig die Schweißnähte.

Einen Morgen später erneuter Start und dann begann er: Ein Traumtörn auf drei Rädern! Anfänglich kommt man sich schon ziemlich exotisch, wichtig und stolz vor, da ein Segelfahrzeug auf Asphalt selten anzutreffen ist (übrigens nur möglich, wenn man vorausschauend allen Anderen Vorrang vor sich selbst gewährt, das Segeln beherrscht und sein Umfeld in diesen Spaß mit einbezieht). Nach und nach rückte ich selbst aber irgendwie in den Hintergrund, ich genoss zwar die Fahrt, aber mehr noch den Wahnsinn um mich herum. Nie zuvor hatte ich soviel Begeisterung, Offenheit und Herzlichkeit bei meinen als doch recht "trocken" bezeichneten Landsleuten erlebt. Autos verfolgten mich regelrecht um ein Foto zu schießen, ein bis zwei Stunden pro Tag führte ich nette Gespräche am Straßenrand, kochte einer Oma, die mir auf einem Radweg im Weg war, einen Kaffee, man überließ mir seinen Garten, sein Haus und seine Ferienwohnungen zum Nulltarif. Man bewirtete, behätschelte und betätschelte mich in einer Form, wie ich sie nicht zu beschreiben vermag. Wenn du es schaffst, mit nur einem Lächeln und diesem außergewöhnlichen Fahrzeug innerhalb eines Fingerschnippens Vertrauen und Freude zu verbreiten, dann war DAS der Mittelpunkt dieser Tour.

Als ich nach 22 Tagen und 800 km "Norddeutschland Rund" heimkehrte, Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehen darüber berichteten, war ich mir im Klaren darüber, dass es sich hierbei nur um die erste Tour gehandelt haben konnte.

Da war er also: der Asphaltsegler, der Tretsegler, das Optimistendreirad, das Segelfahrrad und: der-mit-dem-Wind-fährt!